Heike Thormann ~ Autorin, Lektorin, Buchproduzentin


Heike Thormann, Autorin, Lektorin, Publizistin
Heike Thormann
Autorin, Lektorin, Buchproduzentin

Artikel
"11 Tipps für mehr Selbstdisziplin"

von Heike Thormann

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Es gäbe kein Buch ohne sie, kein größeres Bild, kein kreatives Projekt: Kreativität braucht Selbstdisziplin. Denn so groß der kreative Schaffensdrang sein mag – Hänger haben wir alle. Falls also Ihr innerer Schweinehund mal wieder den Sieg über Ihren guten Willen davontragen sollte, versuchen Sie es mit diesen Tipps für mehr Selbstdisziplin bei kreativen Taten. :-)

„Kreativität braucht Selbstdisziplin.“ Das stammt nicht von mir, das ist eine Erkenntnis aus einem meiner Kurse. Aber ich unterschreibe es – obwohl das Klischee vom „kreativen Chaos“, ohne das man angeblich nicht kreativ sein kann, allgegenwärtig ist.

Und ja, sicher werden kreative, kreativ tätige Menschen auch vom Chaos heimgesucht. So wie alle anderen auch. Nichtsdestotrotz braucht Kreativität Selbstdisziplin. Jedenfalls dann, wenn wir unsere kreativen Impulse und Ideen auch umsetzen wollen. Viele Erfinder, Schriftsteller und Co. wissen, dass der liebe Gott vor den Erfolg die harte Arbeit gesetzt hat.

Man könnte sogar sagen, dass kreative Menschen auch sehr disziplinierte Menschen sind. Denken Sie an all die Tüftler, Künstler und Entdecker, die über Jahre hin geduldig an ihren Werken und Taten feilen. Kein Buch schreibt sich ohne Selbstdisziplin, kein größeres Bild malt sich ohne sie, kein Projekt erlebt seinen gelungenen Abschluss.

Dennoch – Hänger haben wir alle. Die Sonne lacht, das Sofa lockt und morgen ist auch noch ein Tag. Wenn Ihre Selbstdisziplin wieder einmal gegen Ihren inneren Schweinehund kämpfen sollte, dann versuchen Sie die folgenden Tipps, um Ihre kreativen Taten doch noch Wirklichkeit werden zu lassen.

1. Der volle Einsatz: Suchen Sie die Begeisterung

Toben Sie Ihre Kreativität mit etwas aus, was Sie begeistert. Und zwar nicht nur, weil Ihre Kreativität grundsätzlich ein Problem mit allem hat, was Sie unter Protest tun. Zwang und Kreativität passen nicht zusammen. 

Sie haben auch deutlich größere Chancen auf den sprichwörtlich hingebungsvollen Künstler, der alles um sich herum vergisst, wenn Sie etwas tun, was Sie einfach lieber tun als andere Dinge. Das Einzige, was Sie dann noch in die Disziplin nehmen müssen, ist die Gefahr, sich zu verausgaben.

Und wenn Sie doch an etwas geraten sollten, was Sie kalt lässt? Dann versuchen Sie, zumindest die eine oder andere Gemeinsamkeit mit der Sache zu finden. Was könnte reizvoll an Ihrer Aufgabe sein? Welche Schätze könnten in einem Thema oder Projekt stecken? Holen Sie sie heraus. Auch das ist eine Art, Ihre Kreativität einzusetzen.

2. Die Vision: Steuern Sie Ziele an

„Mit 14 habe ich beschlossen, ein Buch zu schreiben. Es soll den Titel xx haben.“ So formulierte es eine frühere Teilnehmerin. „Ich werde Schriftsteller“, hat sich ein anderer vorgenommen. „Ich gründe meine eigene Werbe-Agentur“, meinte eine dritte.

Was sie alle einte – sie hatten ein Ziel. Selbstdisziplin wird Ihnen leichter fallen, wenn Sie wissen, warum Sie etwas tun. Wenn Sie auf Ziele, Träume und Visionen hinarbeiten können. Also, welche Ziele haben Sie?

3. Der Werbetrick: Malen Sie es sich verlockend aus

Die Werbung macht es vor: Was unsere Sinne anspricht, zieht uns eher in Bann als abstrakte Überlegungen. 

Wenn Sie, sagen wir, Ihre Abschlussarbeit in ein Pflichtkorsett sperren („ich muss noch diese Arbeit schreiben“), wird Ihnen das vermutlich nur ein „bäh, ich will nicht“ entlocken. :-) Verpacken Sie sie aber attraktiv wie ein Geschenk zu Weihnachten ...
  1. Klasse, mein Ticket für den Job meiner Träume.
  2. Schön, dann kann ich als Meister meinen eigenen Betrieb aufmachen.
  3. Also, ich finde, dieses Diplom wird an meiner Büro-Wand richtig gut aussehen.
... und malen es sich so attraktiv wie möglich aus, könnte es Sie eher reizen, an der Schleife zu ziehen.

4. Jetzt gilt's: Werden Sie verbindlich

Die Deadline (Abgabetermin) bei Zeitungen oder Auftraggebern ist gefürchtet. Aber sie ist auch nützlich, um seine Texte nicht bis in alle Ewigkeit vor sich herzuschieben oder detailbesessen am dreißigsten Entwurf für das neue Layout zu basteln.

Legen Sie ein verbindliches Abgabedatum fest. Das wird Ihnen helfen, diszipliniert darauf zuzuarbeiten.

5. Jeden Tag ein Kläppchen: Tun Sie es regelmäßig

Das Schöne an Adventskalendern ist, dass sie einen Weihnachten jeden Tag ein Stück näher kommen lassen. Wenn Sie genauso regelmäßig Zeit fürs Schreiben, Malen oder die Arbeit an Ihrem Projekt freihalten (und nutzen :-)), kommen Sie auch diesen Dingen Tag für Tag ein Stück näher.

Die bekannte Autorin und Kreativitätstrainerin Julia Cameron nennt so etwas „Morgenseiten schreiben“. (Das heißt, etwas verkürzt, jeden Morgen eine Zeit lang zu schreiben.) Aber wann Sie Ihrer Kreativität ein Stündchen widmen, ist egal. Hauptsache, Sie tun es regelmäßig. Dann kann sie Ihnen auch nicht mehr so schnell im Alltagstrott entwischen.

6. Im Rhythmus leben: Nutzen Sie Hochphasen

Sagen Sie, sind Sie ein Morgenmensch oder eine Nachteule? Warum ich das frage? Weil es erheblich leichter ist, diszipliniert zu arbeiten, wenn wir für unsere kreativen Höhenflüge auch unsere biologischen Höhenflüge nutzen können.

Ich selbst schreibe zum Beispiel am liebsten in den frühen (oder auch mal späteren) Abendstunden an meinen Texten. Dann ist mein Kopf besonders klar. Vorher reicht es allenfalls zu Überarbeitung, Recherche und so weiter. Entsprechend habe ich meinen Tag eingeteilt. Zuerst Routinetätigkeiten oder Training oder Haushalt, Freizeit und so weiter. Und dann Konzipieren und Schreiben.

Wie sieht das bei Ihnen aus? Haben Sie ähnliche Muster festgestellt? Nutzen Sie sie.

7. Sich Zeit nehmen: Bilden Sie Blöcke

An und für sich ist das eine Binsenweisheit: Mehrere Stunden lang hingebungsvoll an etwas zu werkeln ist effektiver, als es in gestohlene Bruchstücke zu quetschen. Wenn Sie zum Beispiel nur dreißig Minuten für ein Bild haben, haben Sie gerade Ihre Pinsel ausgepackt und sich gedanklich auf die Skizze vom Matterhorn eingestimmt, bevor Sie die Farbe auch schon wieder aus besagten Pinseln auswaschen müssen.

Versuchen Sie deshalb, Ihre kreativen Zeiten zu blocken. Und die nächsten zwei Stunden ist dann auch nur das Matterhorn dran, sonst nichts. :-)

8. Äußere Reize begrenzen: Schirmen Sie sich ab

Manche schreiben besser, wenn sie eine Weile auf eine einsame Berghütte ziehen. Andere lassen sich während einer heißen Projektphase von ihrer Sekretärin abschirmen. 

Aber egal, ob Stift und Papier oder die Verantwortung für Projekt und Ideen: Entscheidend ist die „sensorische Deprivation“, also der Mangel an äußeren Reizen. Je weniger äußere Impulse Sie ablenken, desto besser können Sie Ihren kreativen Tätigkeiten nachgehen. 

(Obwohl Anregungen von außen auch wieder gut für neue Ansätze und Ideen sind. Aber das ist ein anderes Thema.)

9. Sich durch den Berg fressen: Gehen Sie schrittweise vor

So manches Buch ist schon an der Wahnsinnsarbeit gescheitert, die ein solches Projekt bedeutet. Alles, was wir nicht innerhalb weniger Tage erledigen können, sondern was Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre erfordert, läuft Gefahr, zu einer Totgeburt zu werden. Da geht uns die Puste aus, haben wir keine Lust mehr, erscheint anderes verlockender oder schreckt ganz einfach der Arbeitsberg ab, der vor uns liegt.

Ein kleiner Tipp dann: Sehen Sie nicht das Buch, das Studium, die Gründerjahre oder was auch immer vor sich. Gehen Sie schrittweise vor und führen Sie sich Scheibchen für Scheibchen zu Gemüte. 

Wenn ich beispielsweise neue Kurse oder Selbstlernkurse schreibe (die einem Buch ziemlich nahe kommen), dann „fresse“ ich mich Meter um Meter durch den Stoff. Kapitel für Kapitel, Einleitung, Exkurse, Checklisten, Register und so fort. Jedes Mal, wenn ich eine Teileinheit geschafft habe, hake ich sie auf meiner Liste ab, beglückwünsche mich, schiebe eine Pause ein und mache dann weiter. 

Das ist erheblich angenehmer, als das Alarmsignal „oh Gott, ich habe noch hundert Seiten vor mir“ vor sich zu sehen. :-)

10. Vorsicht vor Kritik: Gönnen Sie sich eine Schonzeit

Kritik ist gut, um unsere blinden Flecken zu überwinden und dazuzulernen. Aber Kritik ist auch ein Problem, weil die „Kinder“ unserer kreativen Schöpfungstätigkeit empfindsame Seelen sind. 

Zu frühe Kritik und wir werfen vielleicht alles hin oder kommen zumindest stark aus dem Takt. Jetzt noch diszipliniert weiterzumachen, ist nur etwas für die harten Brocken unter uns.

Schützen Sie deshalb die Ergebnisse Ihrer Kreativität und geben Sie sie nicht zu früh „zum Beschuss frei“. Erst, wenn Ihre Arbeit schon relativ weit gediehen ist und Sie sicher auf Ihrem Kurs sind, können Sie dieses notwendige Wagnis eingehen.

11. Mit Spaß dabei: Machen Sie es sich nett

Wer hat gesagt, dass man Spaß und Arbeit nicht kombinieren kann? Wenn das nächste Mal die Sonne lacht und Sie von Ihrem kreativen Wirken ablenken will, dann setzen Sie doch besagte Kreativität ein, um das eine mit dem anderen zu kombinieren.

Im Sommer nehme ich zum Beispiel meine Arbeit gern mit auf den Balkon. Ich muss dann zwar aufpassen, dass die Blätter nicht davonwehen oder ich im Liegestuhl einschlafe, aber im Allgemeinen habe ich das im Griff. :-)

Oder ich starte ein kleines Ritual und mache es mir an meinem Schreibtisch gemütlich. Ein paar leckere Snacks, selbst gebackene Kekse, Cappuccino oder Tee, Fußhocker und warme Puschen für die Füße, bequeme Haushose, ein Kissen für den Stuhl, ein inspirierendes Bild vor Augen – gute Vorbereitung ist eben alles. (Ich merke gerade, ich stimme mich mental schon auf den Herbst ein.)

Also: Machen Sie es sich nett. Selbstdisziplin kann auch reizvoll und bequem sein. :-)

Copyright Heike Thormann
Auf dieser Webseite veröffentlicht am 8.2.2024
Erstveröffentlichung 2008, letzte Überarbeitung 2024

Auszug z. B. aus diesen Büchern:

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Workbook: Selbstcoaching für Autoren. So machen Sie sich das Autorenleben leichter.
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