Anne Lamott schreibt Romane, Sachbücher und Kolumnen. Sie lehrt kreatives Schreiben an Universitäten und auf Schriftsteller-Workshops. Ihr Buch „Wort für Wort“ ist eine Mischung aus Schreibtipps und Tipps für das Leben als Schriftstellerin bzw. Schriftsteller. Ihr Ziel ist es, fast alles in diesem Buch bringen zu wollen, was sie über das Schreiben weiß beziehungsweise was ihrer Meinung nach für das Schreiben nötig ist.

Zum Inhalt:

Im ersten Teil gibt es einige klassische Schreibtipps. 

Die Leser sollen sich zum Beispiel nicht damit blockieren, dass sie sich zu große Ziele vornehmen. Lieber sollen sie „Wort für Wort“ schreiben. (Daher der Buchtitel.) Aus dem gleichen Grund sollen sie die Erstfassung eines Textes unzensiert auf das Papier werfen. Den inneren Kritiker könne man mit einer Art NLP kleinschrumpfen.

Weiter geht es zum Beispiel um diese Themen: Wie erschafft man Figuren? Wie baut man einen Plot? Wie entsteht Spannung? Wie schreibt man Dialoge? Wie schildert man Szene und Kulisse? Wie sorgt man für eine gute Abfolge?

Im zweiten Teil geht es um den „mentalen Rahmen“, die Persönlichkeit eines Autors oder einer Autorin. So sollte ein Schriftsteller sich zunächst einmal selbst möglichst gut kennen, um auch andere Menschen einschätzen und natürlich beschreiben zu können.

Ein Schriftsteller brauche Ehrfurcht und ein naives Staunen. Er solle offen gegenüber sich selbst und anderen sein. Er brauche Achtsamkeit und eine gute Wahrnehmung. Er solle über das schreiben, woran er oder sie glaubt und was ihn oder sie bewegt. Denn nur dann wird er gut schreiben. Er sollte seinem Bauch und seiner Intuition vertrauen. Und natürlich sollte er mit dem schon erwähnten inneren Kritiker, seinen eigenen Ängsten und anderen negativen Gefühlen umgehen können. Zu all dem und mehr gibt Lamott Tipps.

Im dritten Teil bekommen die Leser einige Arbeitshilfen fürs Schreiben. Das sind zum Beispiel: Wie nutzt man Listen, Karteikarten und Ideenspeicher? Wie findet man Material für seine Texte? Wie findet man seine persönliche Stimme? Wie findet man Menschen, die Feedback und Kritik geben können? Wie findet man Menschen, die einen an schlechten Tagen wieder aufbauen?

Im vierten Teil sollen die Leser hinterfragen, warum sie eigentlich schreiben – und warum sie etwas veröffentlichen möchten. Denn wer nur schreibt, um seinen Namen gedruckt zu sehen, erweist sich angesichts der negativen Begleiterscheinungen, wenn man nach Veröffentlichung strebt, einen Bärendienst.

Im fünften Teil gibt die Autorin den Lesern noch einmal kurz und knapp mit auf den Weg, was ihr wirklich wichtig ist: Schriftsteller brauchen Verständnis und Einfühlungsvermögen. Sie sollen mit Klugheit, Einsicht und Mitgefühl schreiben. Sie sollen direkt und emotional schreiben. Sie sollen die Wahrheit sagen, so, wie sie sie sehen. Und wer mit Hingabe und Engagement schreibt, trägt schon genug Belohnung in sich – selbst, wenn er oder sie nicht veröffentlicht werden sollte.

Fazit: Anne Lamotts Buch „Bird by Bird – Wort für Wort“ ist für mich ein „typisch amerikanischer“ Schreibratgeber. Herzerfrischend, flott und anschaulich geschrieben, mit einem lockeren, persönlichen Erzählstil. Man wird einfach gut unterhalten. Wer etwas kurz und knapp auf den Punkt haben möchte, sollte zu anderen Büchern greifen.