Heike Thormann, Autorin, Lektorin, Publizistin
Heike Thormann
Autorin, Lektorin, Buchproduzentin

Artikel
"10 Tipps, wie Sie Ideen für Ihre Texte finden"

von Heike Thormann

Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt.

Manche führen ein Ideenbuch und sammeln auf, was ihnen vor die Füße fällt. Andere bevorzugen Kreativitätstechniken und kreatives Schreiben. Aber irgendwann kommt für jeden, der schreibt, der Moment der Wahrheit: Wie finde ich Ideen für meine Texte?

Tipp 1: Lesen Sie

Im Ernst: Es hat seinen Grund, dass viele, die schreiben, auch gern lesen. Lesen war schon immer eine gute Methode, um sich Anregungen oder Wissen für seine Texte zu holen. Lesen Sie querbeet oder gezielt, online oder offline, offizielle Magazine oder private Blogs – alles kann Ihre kleinen grauen Zellen in Gang setzen und für neue Ideen sorgen. Doch übernehmen Sie solche Quellen nicht nur 1:1, sondern passen Sie sie an Ihre eigenen Zwecke an. Lassen Sie sich inspirieren und denken Sie weiter.

Beispiel 1:

Jemand schreibt über den Wettbewerb der schönsten Gärten in Ihrem Nachbarort und Sie sind leidenschaftlicher Gärtner? Wie wäre es dann mit einem Artikel über die optimale Rosenpflege?

Beispiel 2:

Sie betreiben ein Online-Angebot für Anglerbedarf und lesen in Ihrer Tageszeitung, dass Ihr lokaler Segelverein einen einwöchigen Segelurlaub an der Nordsee anbietet. Daraus könnten Sie für Ihre Webseite einen Artikel über beliebte Urlaubsorte von Anglern machen, eine Checkliste schreiben, was Angler auf keinen Fall bei der Planung ihres Angelurlaubs vergessen sollten, einen Kommentar abgeben, ob sich Angeln an der Nordsee lohnt, und Ähnliches mehr.

Tipp 2: Hören Sie zu

Eine gute Quelle für Textideen ist auch Ihr eigenes Umfeld. Das können Familie, Freunde, Verwandte oder Bekannte sein. Aber auch Ihr Arbeitgeber, Ihre Kollegen, Ihr Unternehmen, Ihre Kunden und viele andere. Wo Menschen zusammenkommen, wird geredet. Und aus Plaudereien oder Gemecker werden Texte.

Beispiel 1:

Kommentiert jemand herzhaft die letzte Bundestagswahl? Das ist Ihre Gelegenheit für ein politisches Bonmot. Freut sich jemand über seine neue Selbstständigkeit? Wie wäre es dann mit einem Artikel über die zehn wichtigsten Schritte in die Selbstständigkeit? Je nachdem, in welchem Metier und mit welcher Absicht Sie unterwegs sind, können Sie auch solche Dinge ausgezeichnet für Ihre Schreibideen nutzen.

Beispiel 2:

Apropos selbstständig: Bei Selbstständigen und Unternehmen sind auch die Aktivitäten des Unternehmens oder die Fragen und Probleme der Kunden eine gute Quelle für Textideen. Solche Anfragen können nicht nur Ihre Fantasie in Gang setzen und Stoff für Beiträge liefern. Sie könnten zudem die Gelegenheit nutzen und Ihre Antworten an die Kunden ins Schreiben einbringen, so Zeit beim Schreiben sparen. Mehr noch: Mit Lösungen für reale Kundenbedürfnisse steigern Sie überdies den Mehrwert Ihrer Artikel.

Tipp 3: Reden Sie darüber

Wenn wir schon bei Ihrem Umfeld sind: Reden Sie doch einmal über Ihre Texte oder Schreibprojekte. Vielleicht hat ein anderer eine Idee? Jammern Sie, dass Ihnen für Ihr neues Theaterstück noch ein paar entscheidende Szenen fehlen. :-) Vielleicht springen Freunde hilfreich mit Vorschlägen ein. Oder suchen Sie gezielt entweder nach Leuten vom Fach (andere Schreibende oder hier Freunde des Theaters) oder aber im Gegenteil nach gänzlich Unbeteiligten.

Pfiffige Marketingagenturen oder Ideenschmieden machen das schon länger: Sie lassen Kinder oder Teenies auf ein Problem los und hören sich an, was diese dazu zu sagen haben. Das machen sie weniger, weil mit einem Sprichwort „der Kindermund die Wahrheit kundtut.“ Doch Außenstehende und Fachfremde stecken nicht so tief in einem Problem wie die daran Beteiligten. Sie können den Finger auf Dinge legen, die anderen vielleicht entgehen, oder durch unverbildete Fragen zu neuen Ideen verhelfen.

Reden Sie deshalb mit anderen und bitten Sie sie um deren Meinung. Auch ein gemeinsames Brainstorming führt zu schönen Ideen.

Tipp 4: Sehen Sie hin

Wie heißt es so schön: Die besten Ideen liefert das Leben. Ihre Katze hat gerade Ihren Teppich mit diversen herausgewürgten Haarballen geschmückt? Na, wenn das kein Stoff für eine kleine Story ist, ob eher sachlich („die optimale Teppichpflege“) oder persönlich (ein geharnischter Kommentar).

Vielleicht stehen Sie auch in engerem Kontakt mit Ihren Lesern und können auf Anregungen und Wünsche von Lesern reagieren. Bei Bloggern und auf Social Media ist das zum Beispiel relativ leicht. Aber auch als Buchautorin und Schriftstellerin können Sie auf Leserfragen achten oder schlicht die Verkaufszahlen Ihrer Bücher berücksichtigen, um Ideen für neue Themen zu finden. Oder Sie könnten Umfragen durchführen und Ihre Leser nach ihren Wünschen fragen. Sie werden damit zwar oft nur einen nicht unbedingt repräsentativen Ausschnitt erwischen, aber auch hier können wertvolle Anregungen enthalten sein.

Tipp 5: Wechseln Sie die Perspektive

Wo wir gerade bei Ihren Lesern sind: Gehen Sie noch einen Schritt weiter. Sehen Sie nicht nur hin, sondern wechseln Sie die Perspektive. Versuchen Sie, sich in Ihre Leser hineinzuversetzen. Dazu ist es hilfreich, wenn Sie Ihre Zielgruppe gut kennen oder zumindest wissen, für wen Sie ungefähr schreiben.

Beispiel 1:

Schreiben Sie PR-Texte für eine Musikschule? Oder wollen Sie Ihren Leserinnen mit einem frechen Frauenroman helfen, unabhängiger und selbstständiger zu werden?
Jede Lesergruppe kann zu anderen Texten führen. Und je besser Sie sich in die Perspektive dieser jeweiligen Leserinnen und Leser hineinversetzen können, desto bessere Ideen bekommen Sie für Ihre Texte.

Beispiel 2:

Oder nehmen wir wieder Ihr Online-Angebot für Anglerbedarf und die Artikel, die Sie dafür schreiben wollen: Schreiben Sie dann nur für die Angler oder auch für Unternehmen, die mit diesen Anglern ihr Geld verdienen? (Betreiber von Angel-Geschäften, Veranstalter von Angel-Reisen usw.) Schreiben Sie für Hobby-Angler, für Profi-Sportler oder für beide? Schreiben Sie auch für Anfänger oder nur für Experten? Wollen Sie eine zahlungskräftige, aber vermutlich anspruchsvollere Klientel anziehen, oder schreiben Sie für „die breite Masse“? Sehen Sie das Prinzip?

Tipp 6: Stellen Sie Fragen

Arbeiten Sie aktiv mit Ihrem Text, stellen Sie Fragen an ihn. Sie wollen ein Kochbuch schreiben, sind aber noch unsicher, was Sie in einem solchen Buch schreiben sollen? Dann könnten Sie sich zum Beispiel fragen: Wer soll meinen Text lesen, was könnte diesen Menschen interessieren? (Wieder der Perspektivwechsel.) Oder: Was würde ich selbst in einem Kochbuch lesen wollen? Oder: Woran erinnert mich diese Passage? Was fällt mir dazu ein? Oder: Wenn ich verschiedene Kochutensilien vorstellen will, was könnte inhaltlich, logisch noch dazu passen?

Tipp 7: Denken Sie weiter

Denken Sie Ihre Fragen und Texte weiter: Sie schreiben also ein Kochbuch. Aber irgendwie erscheint Ihnen das Ganze noch ein bisschen fad? Der Pep, das kleine zusätzliche Etwas fehlt? Arbeiten Sie dann mit Ihrem Thema, dehnen Sie es in alle Richtungen, ziehen Sie Vergleiche. Wo wird noch gekocht? Antwort etwa: in anderen Ländern, Idee „Kochen am Ende der Welt“. Oder: Wann wird gekocht? Antwort etwa: zu früheren Zeiten, Idee „Kochen wie bei den Römern“. Andere Antwort aber auch: mittags in den Kantinen der Betriebe, Idee „Die schnelle Küche für Ihre Mittagspausen“. Je nachdem, in welche Richtung Sie denken, werden Sie immer neue Text- und Schreibideen finden.

Tipp 8: Nutzen Sie Hilfsmittel und Methoden

Manchmal steht man wie der sprichwörtliche „Ochs' vorm Berg“ und entsetzlich auf dem Schlauch. Vielleicht hat man sich so sehr in etwas verrannt – oder will ihm umgekehrt entkommen –, dass Schreibideen eher Mangelware sind. Dann können Hilfsmittel wie Kreativitätstechniken oder Methoden aus dem kreativen Schreiben das Feld neu aufrollen. 

Eine nützliche Kreativmethode dafür ist beispielsweise das Buchstechen. Hier regiert König Zufall und deshalb ist dieser eine echte Alternative zu Ihrem momentanen Block. Schlagen Sie dafür ein Buch, eine Zeitschrift oder Ähnliches an irgendeiner Stelle auf (oder tippen Sie wahllos mit dem Finger auf die Textstellen irgendeiner Webseite) und überlegen Sie, ob Sie das Thema für sich gebrauchen können.

Beispiel 1:

Nehmen wir an, Sie betreiben eine Webseite für Fotografen und Sie tippen auf das Wort „Schlossruine“. Dann könnte dieser Zufallsfund Sie beispielsweise dazu anregen, Tipps für eine optimale Landschaftsfotografie zu liefern oder vielleicht auch über Sicherheitsmaßnahmen für den unbeschadeten Transport der letzten Fotoausbeute („Schloss“) zu schreiben oder eine Warnung vor „ruinösen“ Vermittlungsagenturen zu veröffentlichen und vieles mehr.

Beispiel 2:

Oder betrachten wir wieder Ihr Online-Angebot für Anglerbedarf und Sie tippen auf das Wort „Lottozahlen“. Dieser Zufallsfund könnte Sie beispielsweise dazu anregen, Ihre Webseite mit für Angler interessantem statistischem Material („Zahlen“) zu füttern oder diverse Angelwettbewerbe („Lotto“) aufzuzählen. (Sie können natürlich auch selbst einen Wettbewerb ausschreiben oder ein Gewinnspiel veranstalten.)

Tipp 9: Halten Sie die Augen offen

Kennen Sie den Spruch „die Ideen liegen auf der Straße“? Im Ernst, das tun sie wirklich. Wer Augen hat, sie zu sehen, wird sie überall finden. Eine beiläufige Bemerkung, ein interessantes Thema, ein Symbol oder Ereignis – vieles kann die Rädchen in Ihrem Gehirn in Gang setzen und zu Ideen für Ihre Texte führen.

Beispiel:

Der Kindergarten Ihrer Tochter bietet neuerdings „Öko-Essen“ an? Vielleicht ist das ein Ansporn für Ihre Angler-Webseite, den Themen Ökologie und Angeln, nachhaltiges Angeln oder „gesund ernähren mit Fisch“ Texte und Artikel zu widmen? Ziehen Sie dazu auch Vergleiche. Stellen Sie Fragen wie: Was steckt an Möglichkeiten und Themen im Öko-Essen? Was könnte das mit Ihrem Thema Angeln zu tun haben? Und welche Einzelheiten könnten Ihre Angler-Leser oder die Betreiber von Angel-Geschäften interessieren?

Ideen sind manchmal wirklich eine „Einstellungsfrage“. Zudem wird, je nachdem, wie Sie fragen, Ihr Denken immer neue Wege einschlagen und zu dem Wahrgenommenen entsprechende Antworten liefern.

Tipp 10: Halten Sie Ihre Ideen fest

Ach ja – und halten Sie Ihre Ideen fest. Es wäre doch schade, sie wieder zu verlieren. Notieren Sie Ihre Ausbeute zum Beispiel in einer Datei, in einer Kladde oder in einem Tagebuch. So lange, bis Sie vor einem leeren Blatt Papier sitzen oder den Redaktionsplan für die nächsten Wochen bestücken müssen. Dann können Sie unbekümmert zulangen – bei den Ideen für Ihre Texte. :-)

Copyright Heike Thormann
Auf dieser Webseite veröffentlicht am 12.8.2024
Erstveröffentlichung 2009, letzte Überarbeitung 2024

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