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"20 Schreibübungen für Ihr inneres Kind"
von Heike Thormann
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Unsere Gesellschaft tut viel, um kindliche Wesenszüge auf die (möglichst frühe) Kindheit zu beschränken; schon früh fängt auch für Kinder "der Ernst des Lebens" an. Doch damit berauben wir uns eines großen Schatzes. Denn unser inneres Kind steht für Kreativität, Lebensfreude, Wandlungsfähigkeit und vieles andere mehr. Hier habe ich 20 Schreibübungen für Sie, wie Sie diesen kindlich-lebendigen Anteil in sich wieder deutlicher spüren und zum Ausdruck bringen.
Viele Jugendliche wollen schnell erwachsen werden. Viele Erwachsene wollen mit ihrer Kindheit oder dem kindlichen Anteil in sich nichts mehr zu tun haben. "Kindliche" Verhaltensweisen bei Erwachsenen werden oft geringgeschätzt oder abgewertet.
In einer Leistungsgesellschaft wie der unseren zählen Zielstrebigkeit, Rationalität, Produktivität, Effizienz, Erfolg. Doch für diese Abtrennung von unserem kindlichen, spielerischen Selbst zahlen wir auch einen Preis, zum Beispiel:
Nicht zuletzt können wir dadurch sogar mehr über uns selbst erfahren, denn vieles, was wir in der Kindheit schon waren, sind wir auch im Erwachsenenalter. Wir müssen nur unser inneres Kind und damit uns selbst wieder besser sehen.
Im Folgenden habe ich 20 Schreibübungen für Sie, wie Sie Ihren kindlichen, spielerischen Anteil wieder zum Leben erwecken.
Achtung: Manchmal mag der Kontakt mit Ihrem Kind-Ich alte Schmerzen und Verletzungen wieder zutage treten lassen. Bitte gehen Sie dann sehr behutsam vor und holen Sie sich gegebenenfalls Unterstützung.
1. Nehmen Sie Dinge von früher in die Hand. Vielleicht alte Fotos, Kinderbücher, Stofftiere, Tagebücher, Briefe, was Sie noch haben. Oder wenn Sie über diese Dinge nicht mehr gegenständlich verfügen, versuchen Sie, sich wieder daran zu erinnern. Lauschen Sie den Geschichten, die diese Dinge erzählen. Wenn Sie möchten, können Sie diese Geschichten auch aufschreiben oder in kleinen Zeichnungen oder Cartoons festhalten.
2. Versuchen Sie, sich an das Lebensumfeld von früher zu erinnern, die Wohnung(en), der Kindergarten, der Spielplatz, die Schule(n). Schreiben Sie wieder kleine Texte dazu oder fertigen Sie zum Beispiel Skizzen der Wohnung oder der Schule an.
3. Welche Erlebnisse fallen Ihnen spontan dazu ein? Welche Erlebnisse fallen Ihnen zum Beispiel zu den Spielplätzen Ihrer Kindheit ein? Schreiben Sie einen Text zum Thema "auf dem Spielplatz" oder "meine Spielsachen".
4. Picken Sie willkürlich bestimmte Daten oder Fixpunkte Ihrer Kindheit heraus und schreiben Sie einen Text zu den entsprechenden Erlebnissen. Diese Fixpunkte können zum Beispiel sein: zu Ostern, zu Weihnachten, im Urlaub, mit der besten Freundin und so weiter.
5. Spielen Sie "Weißt Du noch" entweder zusammen mit Ihren Freunden, Ihrer Familie, Ihrem Partner usw. oder mit sich selbst. Wenn Sie mit sich selbst spielen, können Sie zum Beispiel eine Tabelle anfertigen. Schreiben Sie in die linke Spalte Szenen, Menschen, Erlebnisse, die Ihnen spontan einfallen. Schreiben Sie in die rechte Spalte alles, was Ihnen dazu assoziativ durch den Kopf geht.
6. Beschreiben Sie Gegenstände, die etwas über Sie als Kind aussagen. Fragen Sie sich, warum diese Dinge für Sie als Kind wichtig waren. Beispiele: Was haben Sie gesammelt? (Muscheln -> Liebe zum Wasser und zum Meer) Welche Kuscheltiere hatten Sie? (Tiere statt Puppen -> Liebe zu Tieren) Womit haben Sie gespielt? (Puzzles -> etwas entstehen lassen und erschaffen)
7. Schreiben Sie kleine Geschichten über das, was Sie gern getan haben, welche Hobbys Sie hatten, was Sie einfach nur mal versucht haben oder was Sie zwar gern getan hätten, aber nicht durften bzw. konnten. Reden Sie eventuell auch mit anderen darüber. (Eltern, Verwandte …)
8. Was tun Sie auf alten Fotos? Legen Sie eine Collage aus Fotos an, die für das Kind, das Sie waren, typisch sind. Können Sie Muster erkennen, die etwas über Sie aussagen?
9. Schreiben Sie kleine Geschichten zu Fragen wie: "Worüber habe ich mich gefreut?", "Worauf war ich stolz?", "Was hat mir Angst gemacht?" Überlegen Sie auch gern, warum Sie auf diese Dinge stolz waren, beziehungsweise, ob die kindliche Angst auch heute noch für Sie gilt.
10. Wovon haben Sie geträumt? Was war Ihnen wichtig? Machen Sie zum Beispiel eine Schlagwort-Wolke dazu oder beschreiben Sie eine entsprechende Szene.
11. Listen Sie auf, welche Kindheitsträume und –vergnügen Sie hatten. Überlegen Sie, ob Sie sich diese heute noch (einmal) oder wieder erfüllen wollen. Beispiele: Drachen steigen lassen, sich eine Hängematte zulegen, Wissen weitergeben oder Astronaut werden.
12. Tun Sie hin und wieder einmal etwas Unkonventionelles (Beispiel: im Supermarkt unter der Kassenschranke durchrutschen) oder wagen Sie hin und wieder einmal ein Abenteuer (Beispiel: eine Kanufahrt auf einem Fluss unternehmen). Schreiben Sie einen kleinen Text darüber.
13. Versuchen Sie, die Welt immer wieder neu, staunend, mit den Augen eines Kindes zu sehen.
14. Pflegen Sie einen Sinn für Humor. Lernen Sie, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen und das Komische im Leben zu sehen. Sammeln Sie zum Beispiel Witze. Bereichern Sie Ihre Sprache um humorvoll-ironische Redewendungen wie "da geht mir ein Licht auf". Amüsieren Sie sich mit kreativen Sprachspielen.
15. Erlauben Sie sich, kindliche Momente zu haben. Schlüpfen Sie in Texten wieder in die Haut eines Kindes. Suchen Sie sich Menschen und Orte, bei/an denen Sie sich wohlfühlen und Ihre verletzliche, ungeschützte Seite stärker zeigen können.
Führen Sie "Schreib-Dialoge" mit Ihrem inneren Kind. Fragen Sie sich schreibend zum Beispiel:
16. Was kann Ihnen Ihr Kind-Ich geben?
17. Was können Sie von Ihrem Kind-Ich lernen?
18. Wofür sind Sie Ihrem Kind-Ich dankbar?
19. Was wollen Sie für Ihr Kind-Ich tun?
20. Wie wollen Sie mit Ihrem Kind-Ich Kontakt halten?
Ich wünsche Ihnen alle Zeit ein gutes Miteinander mit dem Kind, das Sie waren, und dem Kind, das Sie noch heute (in sich) sind.
Einzelne Übungen zum Kind-Ich finden Sie auch bei:
Das innere Kind, Ihr kindliches Selbst ist wichtig
Viele Jugendliche wollen schnell erwachsen werden. Viele Erwachsene wollen mit ihrer Kindheit oder dem kindlichen Anteil in sich nichts mehr zu tun haben. "Kindliche" Verhaltensweisen bei Erwachsenen werden oft geringgeschätzt oder abgewertet.
In einer Leistungsgesellschaft wie der unseren zählen Zielstrebigkeit, Rationalität, Produktivität, Effizienz, Erfolg. Doch für diese Abtrennung von unserem kindlichen, spielerischen Selbst zahlen wir auch einen Preis, zum Beispiel:
- Die in vielen Kindern noch vorhandene menschliche Grundfähigkeit zur Kreativität, zum Erschaffen und Erträumen von Welten, verkümmert oder muss mühsam und künstlich über Kreativitätstechniken zurückgewonnen werden. Darunter leiden viele Berufe vom Künstler bis zum Produktentwickler. Es leidet aber auch unsere Fähigkeit, unsere Welt visionär zu gestalten und deren Probleme und Missstände zu lösen.
- Kind zu sein bedeutet, einen unbändigen Lern- und Wissenshunger zu haben. Alles ist neu, ein spannender, wichtiger Teil der Welt, die das Kind sich nach und nach erobert. Kinder brechen permanent ins Unbekannte auf. Im Erwachsenenalter ist es damit oft vorbei, das Staunen wird oft abgelöst durch geistige Verarmung, Sicherheitsdenken und Verteidigung des Erreichten. Damit schneiden wir uns selbst von unserer Fähigkeit ab, in einer sich wandelnden Welt zu bestehen oder Veränderungen zu unseren Gunsten aktiv anzugehen.
- Kinder sind Überlebenskünstler, sie leben für den Moment und zum Beispiel nicht für ein Ziel, sie erfreuen sich am Augenblick und bewerten zum Beispiel nicht nach Erfolgskriterien. Wenn wir Erwachsenen das Pendel zu sehr in die andere Richtung ausschlagen lassen, bezahlen wir dafür unter Umständen mit seelischer Gesundheit, Freude am Leben und Widerstandskraft gegenüber Belastungen.
Nicht zuletzt können wir dadurch sogar mehr über uns selbst erfahren, denn vieles, was wir in der Kindheit schon waren, sind wir auch im Erwachsenenalter. Wir müssen nur unser inneres Kind und damit uns selbst wieder besser sehen.
Im Folgenden habe ich 20 Schreibübungen für Sie, wie Sie Ihren kindlichen, spielerischen Anteil wieder zum Leben erwecken.
Achtung: Manchmal mag der Kontakt mit Ihrem Kind-Ich alte Schmerzen und Verletzungen wieder zutage treten lassen. Bitte gehen Sie dann sehr behutsam vor und holen Sie sich gegebenenfalls Unterstützung.
Teil 1: Erinnerungen aktivieren
1. Nehmen Sie Dinge von früher in die Hand. Vielleicht alte Fotos, Kinderbücher, Stofftiere, Tagebücher, Briefe, was Sie noch haben. Oder wenn Sie über diese Dinge nicht mehr gegenständlich verfügen, versuchen Sie, sich wieder daran zu erinnern. Lauschen Sie den Geschichten, die diese Dinge erzählen. Wenn Sie möchten, können Sie diese Geschichten auch aufschreiben oder in kleinen Zeichnungen oder Cartoons festhalten.
2. Versuchen Sie, sich an das Lebensumfeld von früher zu erinnern, die Wohnung(en), der Kindergarten, der Spielplatz, die Schule(n). Schreiben Sie wieder kleine Texte dazu oder fertigen Sie zum Beispiel Skizzen der Wohnung oder der Schule an.
3. Welche Erlebnisse fallen Ihnen spontan dazu ein? Welche Erlebnisse fallen Ihnen zum Beispiel zu den Spielplätzen Ihrer Kindheit ein? Schreiben Sie einen Text zum Thema "auf dem Spielplatz" oder "meine Spielsachen".
4. Picken Sie willkürlich bestimmte Daten oder Fixpunkte Ihrer Kindheit heraus und schreiben Sie einen Text zu den entsprechenden Erlebnissen. Diese Fixpunkte können zum Beispiel sein: zu Ostern, zu Weihnachten, im Urlaub, mit der besten Freundin und so weiter.
5. Spielen Sie "Weißt Du noch" entweder zusammen mit Ihren Freunden, Ihrer Familie, Ihrem Partner usw. oder mit sich selbst. Wenn Sie mit sich selbst spielen, können Sie zum Beispiel eine Tabelle anfertigen. Schreiben Sie in die linke Spalte Szenen, Menschen, Erlebnisse, die Ihnen spontan einfallen. Schreiben Sie in die rechte Spalte alles, was Ihnen dazu assoziativ durch den Kopf geht.
Teil 2: Sich als Kind neu kennenlernen
6. Beschreiben Sie Gegenstände, die etwas über Sie als Kind aussagen. Fragen Sie sich, warum diese Dinge für Sie als Kind wichtig waren. Beispiele: Was haben Sie gesammelt? (Muscheln -> Liebe zum Wasser und zum Meer) Welche Kuscheltiere hatten Sie? (Tiere statt Puppen -> Liebe zu Tieren) Womit haben Sie gespielt? (Puzzles -> etwas entstehen lassen und erschaffen)
7. Schreiben Sie kleine Geschichten über das, was Sie gern getan haben, welche Hobbys Sie hatten, was Sie einfach nur mal versucht haben oder was Sie zwar gern getan hätten, aber nicht durften bzw. konnten. Reden Sie eventuell auch mit anderen darüber. (Eltern, Verwandte …)
8. Was tun Sie auf alten Fotos? Legen Sie eine Collage aus Fotos an, die für das Kind, das Sie waren, typisch sind. Können Sie Muster erkennen, die etwas über Sie aussagen?
9. Schreiben Sie kleine Geschichten zu Fragen wie: "Worüber habe ich mich gefreut?", "Worauf war ich stolz?", "Was hat mir Angst gemacht?" Überlegen Sie auch gern, warum Sie auf diese Dinge stolz waren, beziehungsweise, ob die kindliche Angst auch heute noch für Sie gilt.
10. Wovon haben Sie geträumt? Was war Ihnen wichtig? Machen Sie zum Beispiel eine Schlagwort-Wolke dazu oder beschreiben Sie eine entsprechende Szene.
Teil 3: Das Kind in sich pflegen
11. Listen Sie auf, welche Kindheitsträume und –vergnügen Sie hatten. Überlegen Sie, ob Sie sich diese heute noch (einmal) oder wieder erfüllen wollen. Beispiele: Drachen steigen lassen, sich eine Hängematte zulegen, Wissen weitergeben oder Astronaut werden.
12. Tun Sie hin und wieder einmal etwas Unkonventionelles (Beispiel: im Supermarkt unter der Kassenschranke durchrutschen) oder wagen Sie hin und wieder einmal ein Abenteuer (Beispiel: eine Kanufahrt auf einem Fluss unternehmen). Schreiben Sie einen kleinen Text darüber.
13. Versuchen Sie, die Welt immer wieder neu, staunend, mit den Augen eines Kindes zu sehen.
14. Pflegen Sie einen Sinn für Humor. Lernen Sie, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen und das Komische im Leben zu sehen. Sammeln Sie zum Beispiel Witze. Bereichern Sie Ihre Sprache um humorvoll-ironische Redewendungen wie "da geht mir ein Licht auf". Amüsieren Sie sich mit kreativen Sprachspielen.
15. Erlauben Sie sich, kindliche Momente zu haben. Schlüpfen Sie in Texten wieder in die Haut eines Kindes. Suchen Sie sich Menschen und Orte, bei/an denen Sie sich wohlfühlen und Ihre verletzliche, ungeschützte Seite stärker zeigen können.
Teil 4: Mit dem Kind-Ich verschmelzen
Führen Sie "Schreib-Dialoge" mit Ihrem inneren Kind. Fragen Sie sich schreibend zum Beispiel:
16. Was kann Ihnen Ihr Kind-Ich geben?
17. Was können Sie von Ihrem Kind-Ich lernen?
18. Wofür sind Sie Ihrem Kind-Ich dankbar?
19. Was wollen Sie für Ihr Kind-Ich tun?
20. Wie wollen Sie mit Ihrem Kind-Ich Kontakt halten?
Ich wünsche Ihnen alle Zeit ein gutes Miteinander mit dem Kind, das Sie waren, und dem Kind, das Sie noch heute (in sich) sind.
Literaturtipps:
Einzelne Übungen zum Kind-Ich finden Sie auch bei:
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Copyright Heike Thormann
Auf dieser Webseite veröffentlicht am 14.11.2024
Erstveröffentlichung 2015, letzte Überarbeitung 2024
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