Heike Thormann, Autorin, Lektorin, Publizistin
Heike Thormann
Autorin, Lektorin, Buchproduzentin

Artikel
"Tagebuch schreiben"

von Heike Thormann

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Nicht nur junge Mädchen schreiben Tagebuch, um Pubertätskummer herauszulassen, wie es ein gängiges Klischee gern sagt. Mit einem Tagebuch können Sie Probleme lösen, Erfahrungen verarbeiten, sich selbst besser kennenlernen, Selbstcoaching betreiben, Krisen überstehen und vieles andere mehr. Hier finden Sie einige Tipps für diesen "schriftlichen Begleiter".

Wer schreibt Tagebuch?

Tagebücher sind in heutiger Zeit oft eine Domäne von Kindern und Jugendlichen und hier vor allem von Mädchen. Denn häufig lesen und schreiben Mädchen mehr als Jungen und beschäftigen sich auch mehr mit sich selbst und ihren Gefühlen als Jungen.

Im Erwachsenenalter verliert sich das Ganze dann etwas. Oft lösen auch Gespräche mit Freunden oder Freundinnen das Tagebuch ab. Doch selbst in höherem Alter kann es sehr nützlich sein, ein Tagebuch zu führen. In früheren Jahrhunderten haben sogar sehr viele Erwachsene, ob Mann oder Frau, ein Tagebuch geführt. Das war damals eine verbreitete Praxis.

Warum Tagebuch schreiben?

Es gibt viele Gründe, ein Tagebuch zu führen; ein Tagebuch kann Ihnen bei vielem helfen.

Erlebtes festhalten: Zunächst einmal ist es eine gute Methode, um Erlebnisse aufzuschreiben und später Revue passieren zu lassen. So entstehen zum Beispiel Reise-Tagebücher oder Sie können Ihre Sammlung von Tagebüchern nutzen, um Ihre Autobiografie zu schreiben.

Gefühle und Verhalten verstehen: Viele schreiben nicht nur die nackten Tatsachen und Ereignisse auf. Das Tagebuch ist ein Ort, an dem Sie ungestraft Ihre Gedanken und Gefühle äußern können. Sie können sich im Tagebuch allen Kummer, Frust, Ängste oder Sorgen von der Seele schreiben; aber natürlich ebenso alles, was Ihnen Freude gemacht und Sie zum Singen gebracht hat.

Selbsterkenntnis: Mit anderen Worten, da Sie hier so ungeschminkt einen wichtigen Teil Ihrer selbst greifbar auf dem Papier wiederfinden, ist ein Tagebuch eine ideale Möglichkeit, sich selbst, Ihr Wesen, Ihre Gefühle und Ihre Verhaltensweisen besser zu verstehen. Sie bekommen direkten Zugang zu Ihrem Unbewussten und können vielleicht sogar blinde Flecken aufdecken.

Selbstcoaching: Und so können Sie sich nicht nur besser verstehen, sondern auch an sich arbeiten. Damit ist ein Tagebuch ein gutes Instrument für die Persönlichkeitsentwicklung, die Selbstveränderung und das Selbstcoaching.

Selbstreinigung: Schließlich ist das Tagebuch, ähnlich wie Julia Camerons Morgenseiten [dazu folgt noch ein Artikel], ein Ort, an dem Sie ein bisschen Selbstreinigung betreiben, Negatives loswerden und unbelastet in den Tag starten können.

Was als Arbeit am eigenen Selbst funktioniert, funktioniert auch bei normalen Alltagsfragen und Problemen:

Problemlösung: Es hilft unserer Kreativität, wenn wir ein Problem schriftlich durchdringen und abtasten –> erste Ideen dazu notieren –> die Sache ruhenlassen und wieder angehen –> bis wir irgendwann "heureka" schreien und eine Lösung gefunden haben. :-) Das geht auch mit einem Tagebuch.

Einschlaf-Hilfe: Manche Ratgeber empfehlen sogar, ein Tagebuch zu schreiben, um leichter einzuschlafen. Können Sie nicht schlafen, weil Sie über das nachgrübeln, was Ihnen am Tag passiert ist oder was Sie geärgert hat? Dann schreiben Sie es in Ihr Tagebuch. Oft hilft das, um die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Ein Tipp: Testen Sie zunächst, ob Sie eher zu den Menschen gehören, die so etwas aufwirbelt und in Fahrt bringt, statt zu beruhigen. (Hochsensible Menschen etwa.) In dem Fall ist das keine so gute Idee. :-)

Und noch drei Spezial-Einsätze:

Therapeutisches Schreiben: Nach dem, was ich bis jetzt gesagt habe, können Sie sich vielleicht schon denken, warum es heilsam sein kann, ein Tagebuch zu schreiben: Sie können sich von negativen Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen entlasten und befreien. Sie können Erlebtes verarbeiten. Sie können nach neuen Mustern und Lösungen suchen. Und vieles andere mehr.

Schreiben wirkt hier als Selbstschutz-Mechanismus: Sie schützen sich und Ihre Seele vor allem, was Ihnen sonst Schaden zufügen könnte. Einfach, indem Sie es aufschreiben, ihm sein Gift entziehen, es gegebenenfalls verarbeiten und dann beseitigen. Deshalb wird das Tagebuch auch zunehmend im Rahmen des therapeutischen Schreibens eingesetzt.

Lebenskrisen: Viele berühmte Schriftsteller haben Krisen in ihrem Leben bewältigt, indem sie regelmäßig Tagebuch führten. Das gilt ebenso für "Otto Normalverbraucher". Teilweise entstehen aus solchen Aufzeichnungen später sogar "richtige Bücher", die dann besonders authentisch wirken.

Krankheiten: Auch hier wird Schreiben oft zur Therapie eingesetzt. Zum Beispiel sind viele Krankheiten heute psychosomatischer Natur. Das heißt, die durch irgendetwas belastete Seele drückt dem Körper ihren Stempel auf. Wenn Sie mit Schreiben Ihrer Seele Gutes tun, tun Sie auch Ihrem Körper gut. Überdies kann das Schreiben schwerkranken Menschen helfen, mit ihrer Situation besser fertigzuwerden.

Ach ja, ein weiterer Spezial-Einsatz ist noch dieser:

Blogs: Auch dies ist eine Form, die ein Tagebuch annehmen kann – Sie schreiben öffentlich, im Internet, mit Hilfe eines sogenannten Weblog-Programms. Manche Blogs (Kurzform von Weblog) sind immer noch das, was sie einst waren: private Gedanken und Erlebnisse, die jemand mit anderen teilen möchte. Viele andere Blogs sind jedoch mittlerweile durch und durch "professionalisiert" und dienen eher der Selbstdarstellung und Selbstvermarktung.

Wie schreibe ich ein Tagebuch?

Gut, wie schreiben Sie nun ein Tagebuch? Dafür gibt es keine Vorgaben oder Regeln. Sie können einfach so schreiben, wie Sie möchten.

Die Form: Etliche Menschen schreiben ihr Tagebuch am Computer. Doch es spricht auch viel dafür, die Papierform zu nutzen, vielleicht sogar vorzuziehen. Denn wenn Sie von Hand schreiben, haben Sie einen direkteren Zugang zu Ihrem Gehirn und zu Ihrem Unbewussten. Wieder andere Menschen diktieren ihre Einträge in ein Aufnahmegerät.

Achten Sie darauf, dass Ihr Tagebuch nicht sichtbar und frei zugänglich herumliegt. Es hat nur dann einen Wert für Sie, wenn Sie sich nicht zensieren müssen, weil es jemand lesen könnte.

Sie können "frei nach Schnauze" schreiben, wie Ihnen etwas einfällt. Sie können aber auch, ähnlich wie bei einem Schreibjournal [dazu folgt noch ein Artikel], mit Rubriken für bestimmte Themen arbeiten.

Die Zeit: Manche empfehlen, sich feste Routinen zuzulegen. Und ja, gerade im therapeutischen Bereich bzw. Selbstcoaching-Bereich ist es sinnvoll, regelmäßig zu schreiben. Doch sonst liegt es ganz bei Ihnen.

Julia Camerons erwähnte Morgenseiten [dazu folgt noch ein Artikel] werden oft morgens geschrieben, vor allem, wenn Sie "entlastet" in den Tag starten wollen. Ähnlich können Sie es mit Ihrem Tagebuch halten. Oder Sie schreiben abends, wenn Sie den Tag abschließen und "befreit" einschlafen möchten.

Der Stil: Der Inhalt hängt vom Einsatzzweck Ihres Tagebuchs ab. Der Stil ist Nebensache. Wenn Sie nicht gerade ein öffentliches Blog im Internet betreiben, ist Ihr Tagebuch nur für Sie bestimmt. Sie können einfach frei von der Leber weg schreiben.

Hilfreich ist es, wenn Sie Ihre Einträge datieren. So können Sie später Ihre Entwicklung nachvollziehen. Besonders wichtig ist das, wenn Sie zum Beispiel biografisch schreiben wollen, eine Reise festhalten möchten oder Ähnliches mehr.

Sie können auch versuchen, das Wesentliche herauszuarbeiten und zu erkennen, indem Sie Textstellen unterstreichen oder durch Kringel hervorheben beziehungsweise (nachträglich) klare Überschriften vergeben.

Selbstverständlich können Sie in Ihrem Tagebuch auch zeichnen, Zeitungsausschnitte oder Bilder einkleben. Was immer Sie mögen. Alles ist erlaubt, es ist Ihr persönliches Buch.

Ich wünsche Ihnen manch produktive, schöne, erhellende Stunde mit Ihrem "schriftlichen Begleiter".

Copyright Heike Thormann
Auf dieser Webseite veröffentlicht am 20.1.2025
Erstveröffentlichung 2012, letzte Überarbeitung 2025

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