Heike Thormann, Autorin, Lektorin, Publizistin
Heike Thormann
Autorin, Lektorin, Buchproduzentin

Buchvorstellung
Frank Berzbach: Kreativität aushalten

von Heike Thormann

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Die meisten Berufe haben ihre Klippen und Stolpersteine. Der Autor und Medienpädagoge Frank Berzbach hat mit seinem Buch "Kreativität aushalten" hier einmal die Arbeit der kreativ Tätigen, speziell der Designer, unter die Lupe genommen. Er gibt psychologisch fundierte Tipps, wie Kreative besser arbeiten und sich selbst besser organisieren.

Sind Sie kreativ tätig? Dann könnte dieses Buch von Frank Berzbach über Selbstmanagement und Arbeitsgestaltung für Kreative etwas für Sie sein.

Der Autor Frank Berzbach lehrt Psychologie und Medienpädagogik, bezeichnet sich im Buch manchmal als der Designer-Zielgruppe zugehörig, hat etliche Jahre als Fahrradkurier für einen Buchladen gearbeitet und mehrere Bücher geschrieben.

Zum Inhalt:

1. Gestalterisch tätig sein

Berzbach startet mit einem sehr kurzen Einstieg in die Kreativität: Was ist sie? Was zeichnet sie aus? Was blockiert sie? Welche Vorurteile sind über sie im Umlauf? Wie funktioniert der kreative Prozess? Was bringen Kreativitätstechniken? Auf welchen mentalen Hauptprinzipien beruhen diese? Wie denken ausgewählte Künstler über Kreativität, Arbeit und Leben?

2. Richtig arbeiten

Hier geht es zum Beispiel um diese Inhalte: Sinn und Vorteile von Arbeit. Warum eine extrinsische Motivation bei Kreativen meistens nicht ausreicht. Wie man eine extrinsische in eine intrinsische Motivation umwandelt. Warum man den Mythos Flow nicht überbewerten sollte. (Kreativität bedeutet nicht, seltenen Glücks- und Flow-Zuständen hinterherzujagen, sondern viel häufiger, etwas immer wieder mühsam und diszipliniert umzusetzen.) Wie man mit Feedback und Kritik umgeht. Warum viele sich heute nicht (mehr) selbst organisieren können. Energiemanagement, Zeitmanagement und Ziele. Einige "psychische Blockaden", die daran hindern können, seine Ziele zu erreichen. Ordnung halten, delegieren und Nein sagen. Die Kunst des Streitens und der Umgang mit Konflikten. Vorteile und Nachteile von Einzel- und Gruppenarbeit. Gruppenbildung, ideale Zusammensetzung von Teams, Teamführung und Kooperation.

Sehr schön finde ich auch einen längeren Abschnitt über selbstlose und helfende Designer*innen, die – aufgrund ihrer Natur sowie der vorherrschenden Strukturen – Gefahr laufen, Raubbau mit sich selbst zu treiben.

3. Allein arbeiten

Auch hier geht es um die Gefahr der Selbstausbeutung von Alleinarbeitern – und die ökonomischen Strukturen, die dieser Vorschub leisten. Es geht um die Vorteile, aber auch um die Nachteile von Telearbeit. Erwähnt werden Alternativen zur Alleinarbeit zum Beispiel in Form von Arbeits- und Bürogemeinschaften. Berzbach untersucht, inwieweit etwa familiäre Prägungen oder persönliche Charaktermerkmale die Selbstständigkeit beeinflussen. Er rät zu Durchsetzungsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit. Und er warnt vor Selbstüberschätzung und erlernter Sorglosigkeit. (Letztere träfe man zum Beispiel häufig bei Kindern, die in die von ihren Eltern gegründete Firma einträten. Sie hätten oft keine Ahnung von den harten Aufbaujahren der Eltern und stünden dem Leben als Selbstständige deshalb mitunter zu sorglos gegenüber.)

4. Für andere arbeiten

Hier geht es um das Miteinander, zum Beispiel mit diesen Themen: Probleme mit Vorgesetzten, Kunden oder Auftraggebern seien oft Kommunikationsprobleme. Formen und Aspekte von non-verbaler Kommunikation und Tipps für die verbale Kommunikation. Dienstleistungsmentalität und Kundenzufriedenheit. Dazu soziale Fähigkeiten und Gedanken zu einer angemessenen Kleidung.

5. Falsch arbeiten

Noch mehr zur Selbstausbeutung, mit diesen Themen: Warum gesellschaftliche Leistungsnormen krankhaft sein können. Positiver Stress, negativer Stress und Stressreaktionen des Körpers. Arbeitswut, Arbeitssucht und krankhafte Arbeitsformen. Burnout und Wege in den Zusammenbruch sowie Burnout als gesamtgesellschaftliches Phänomen.

Sehr schön finde ich auch den längeren Abschnitt über die besondere Situation von Frauen: Warum sind Frauen aufgrund ihrer Natur, ihrer Prägung durch die Familie, ihrer Rolle in der Gesellschaft sowie ihrer Stellung in der Firma oft stärker belastet und verletzlicher als Männer?

6. Nicht arbeiten

Not tue laut Berzbach: Ausgleich, Abwechslung und ein Kontrastprogramm zur Arbeit. Besorgniserregend sei nach Berzbach: die Unfähigkeit vieler zur Muße. (Als Folge der Sogkraft der Medien, der Unfähigkeit vieler, allein zu sein, schlechtem Gewissen bei Muße, einer religiös und moralisch legitimierten Übersteigerung von Arbeit und anderem mehr.) Zudem spricht sich Berzbach gegen eine Work-Life-Balance aus, das heißt gegen eine künstliche Splittung in Leistungs-Arbeit und Füße-hoch-Privatleben. Für ihn wäre eine Balance in Arbeit und Leben wichtiger. Er schließt mit einigen Gedanken zum Thema gesunder Schlaf.

Ein Literaturverzeichnis und die üblichen Danksagungen runden das Buch ab.

Zur Einordnung:

Berzbach schreibt gut verständlich. Auch Struktur und Abfolge finde ich über weite Strecken klar, nur manchmal hätte ich selbst noch an einigen Punkten gedreht. Das Layout finde ich gefällig, übersichtlich gegliedert, ich kann gut folgen. Der Autor kommt für mich menschlich-sympathisch, einfühlsam, sensibel rüber.

Schön finde ich auch seinen Ansatz, psychologisch fundierte Tipps geben zu wollen. Berzbach schreibt nicht nur, dass und wie man etwas tun soll, sondern erklärt auch psychologisch, warum etwas besser ist und wie etwas funktioniert.

Manchmal bin ich anderer Meinung als er, empfinde etwas als logischen Bruch oder als eine nicht zutreffende Verallgemeinerung, doch das mindert mein Lesevergnügen nicht. Menschen sind eben verschieden und ihre Erfahrungen und Sichtweisen sind es auch.

Nur mit dem Titel des Buches hatte ich ein Problem. Ihn habe ich zu Beginn völlig anders interpretiert und verstanden.

Fazit: Viele, viele Tipps für eine gelungene kreative (Berufs-)Tätigkeit.

Copyright Heike Thormann
Auf dieser Webseite veröffentlicht am 14.5.2024
Erstveröffentlichung 2016, letzte Überarbeitung 2024

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Frank Berzbach: Kreativität aushalten. Psychologie für Designer.

Frank Berzbach: Kreativität aushalten. Psychologie für Designer. Mainz 2015 (4. Auflage von 2010)

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