Heike Thormann, Autorin, Lektorin, Publizistin
Heike Thormann
Autorin, Lektorin, Buchproduzentin

Artikel
"13 Tipps, wie Sie Geduld lernen"

von Heike Thormann

Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt.

Wenn Sie nicht durchzuhalten drohen, brauchen Sie Geduld. Wenn Sie dringend entschleunigen wollen (oder müssen), brauchen Sie Geduld. Wenn Sie vor Ärger zu platzen drohen, brauchen Sie ebenfalls Geduld. Und das sind nur einige Beispiele, wohin einen die Ungeduld bringen kann. :-) Doch wie lernen Sie Geduld? Nun, dafür habe ich hier 13 Tipps.

Der eine schreibt ein Buch – und stöhnt, weil er noch sooo weit vom letzten Kapitel entfernt ist. Der andere baut sich ein eigenes Geschäft auf – und birst fast vor lauter Ideen und Tatendrang. Der dritte steht in der Schlange vor der Kasse – und droht vor Ärger zu platzen.

Kennen Sie das auch? Allen dreien fehlt im Grunde das Gleiche: ein bisschen Geduld.

Was ist Geduld?

Was aber ist Geduld? Nun, geduldig ist zum Beispiel,
  • wer abwarten und Wünsche zurückstellen kann (Impulskontrolle)
  • wer aushalten und Mühen, Schmerzen, Leid ertragen kann (Duldsamkeit)
  • wer dranbleiben, durchhalten und auf etwas hinarbeiten kann (Durchhaltevermögen)
  • wer Rückschläge meistern, neu beginnen, weitermachen kann (Frustrationstoleranz)
  • wer Gefühle wie Gereiztheit, Ärger oder Wut beherrschen kann (Affektkontrolle)
  • wer Hilflosigkeit, Verstöße gegen seinen Willen hinnehmen kann (Gelassenheit)
  • wer Eile, Unrast, Oberflächlichkeit im Zaum halten kann (Sorgfältigkeit)
  • und Ähnliches mehr.
Bei Kreativen kommen oft noch Dinge hinzu wie: Wer dem kreativen Flow, dem Rausch des Schaffensdrangs widerstehen und sich zügeln kann. Wer Projekte auch in mühsamer Kleinarbeit umsetzen kann, statt sich nur an den schönen Ideen zu erfreuen. Wer bei einer einzigen Sache bleiben kann, statt mit diversen Dingen gleichzeitig zu jonglieren.

Wie gesagt, gibt es verschiedene Arten von Geduld. Jeder hat hier seine Stärken und Schwächen, nur wenige werden wohl in allem gleich geduldig oder ungeduldig sein.

Für diesen Artikel habe ich mir im Wesentlichen die Kreativen vorgenommen.

13 Tipps, wie Sie geduldiger werden

A) Tipps für Selbstmanagement und Lebensgestaltung

1. Nicht zu viel Stress: Setzen Sie sich nicht zu sehr unter Stress. Machen Sie nicht zu viel auf einmal. Setzen Sie sich nicht zu enge "Deadlines" (Termine, Abgabefristen). Bauen Sie Puffer ein. Stress und (Zeit-)Druck sind kontraproduktiv für jeden Versuch, geduldiger werden zu wollen.

2. Feste Termine zuordnen: Geben Sie Ihren Tätigkeiten mehr oder weniger feste Termine. Also etwa: In KW 21 schließe ich das neue Buch ab. Oder: Im Juni plane und organisiere ich meinen Sommerurlaub. Oder: Erst nachdem ich Aufgabe A und B erledigt habe, werde ich mich Aufgabe C zuwenden. So verhindern Sie, dass Sie vor einem Knäuel von Aufgaben stehen und von dem Drang getrieben werden, alles möglichst schnell abzuarbeiten und loszuwerden.

3. Teilerfolge sehen: Viele von uns starren nur auf das ferne Gesamtergebnis. (Beispiel: das fertige Buch.) Das kann dazu führen, dass man entweder nur schwer durchhält ("Gott, noch 200 Seiten!") oder im Eiltempo dort hinrasen will ("endlich fertig"). Teilen Sie die Dinge lieber in einzelne Schritte beziehungsweise Arbeitspäckchen auf und feiern Sie jedes einzelne Zwischenergebnis. Seien Sie auch dankbar für jeden Teilerfolg. Das lässt Sie geduldiger auf das ersehnte Ziel zustreben.

4. Auf Belohnung warten können bzw. sich Teil-Belohnungen gönnen:
Widerstehen Sie Ihren Impulsen, Ihre Wünsche und Bedürfnisse sofort erfüllt zu bekommen. Achtung: Das fällt vielen Menschen schon aufgrund ihrer Veranlagung schwer. Sollten Sie zu diesen Menschen gehören, sind gerade für Sie kleine Teilerfolge oder Teil-Belohnungen umso wichtiger.

5. Inseln der Ruhe finden: Bauen Sie Pausen und Inseln der Ruhe in Ihren Alltag ein. Entschleunigen Sie.

6. Gegengewichte haben: Gerade Kreative im Flow gehen oft völlig in dem auf, was sie tun. Sie verlieren das Bewusstsein dafür, dass es noch viele andere schöne Dinge neben ihrer Leidenschaft (für Musik, Kochen, Schreiben, was auch immer) gibt. Suchen Sie gezielt Tätigkeiten oder Situationen, die hierzu ein Gegengewicht bilden und Sie "erden".

7. Sich ablenken: Dieser Tipp geht in eine ähnliche Richtung. Egal, ob Sie in der Warteschlange vor der Kasse "Ihre Betriebstemperatur langsam steigen fühlen" oder in einer anderen Situation Ihre Geduld zu verlieren drohen – lenken Sie sich ab. Tun Sie etwas, was Sie völlig heraus- beziehungsweise herunterbringt. Lesen Sie zum Beispiel ein Buch, wenn das neue Regal sich beim Aufbauen querstellt. Tagträumen Sie, wenn Sie die Warteschlange nervt.

B) Tipps aus dem Mentaltraining

8. Linear, nicht assoziativ denken: Das ist auch etwas für kreative Menschen. Kreative lieben assoziative Gedankensprünge. Sie folgen gern mehreren Gedanken gleichzeitig. Für die Kreativität ist das gut, für die Geduld weniger. Denn dieses ständige mentale Hin-und-her-Springen kann Sie in einen regelrechten Rausch versetzen. Versuchen Sie stattdessen, zeitweise lieber bewusst linear zu denken, konzentrieren Sie sich immer nur auf eine Sache.

9. Affirmationen und Parolen nutzen: Lassen Sie sich von Affirmationen (das sind kleine, inspirierende, bekräftigende Sätze) immer wieder darin bestärken, jetzt geduldiger sein zu wollen. Wenn Sie sich zum Beispiel wieder dabei ertappen, dass Sie Ihrer Ungeduld die Zügel schießen lassen wollen, könnten Sie mit einem aufmunternden "Eile mit Weile" gegensteuern. Das hilft Ihnen, auch wirklich wieder einen Gang herunterzuschalten, ohne deshalb zum Beispiel ein schlechtes Gewissen zu bekommen.

10. Vorstellungsvermögen aktivieren: Stellen Sie sich vor, was Ihnen alles drohen könnte, wenn Sie *nicht* ein bisschen geduldiger werden: Ihr Buch wird vielleicht nie geschrieben. (Weil Sie schon vorher das Handtuch geworfen haben.) Nach einem fulminanten Geschäftsstart müssen Sie erst einmal eine Auszeit einlegen. (Weil Sie sich verausgabt haben.) An der Kasse geraten Sie in eine handfeste Schlägerei. (Weil Sie sich in Rage mit Ihren Mit-Wartenden angelegt haben. :-))

C) Tipps aus der Körperarbeit

11. Das vegetative Nervensystem beruhigen: Ich habe vor einiger Zeit die Wirkung von Mantras schätzen gelernt. Das sind kurze, gesungene oder gesprochene Wortfolgen, die über einen längeren Zeitraum wiederholt werden. Hier schätze ich vor allem den Mantra-Gesang.

Mantras wirken sehr beruhigend auf das vegetative Nervensystem. Dieses Nervensystem steuert die automatisch ablaufenden Prozesse in Ihrem Körper wie Herzschlag, Atmung, Blutdruck, Verdauung, Stoffwechsel. Und es reagiert sehr empfindlich auf Ihre kleinsten (Ver-)Stimmungen.

Wenn Sie also Ihr vegetatives Nervensystem beruhigen, können Sie damit gleichzeitig direkt auf Ihren Körper einwirken und sämtliche Körperprozesse "herunterfahren". Das geht teilweise auch mit normaler Entspannungsmusik oder Entspannungsmethoden wie Yoga und Autogenem Training. Probieren Sie es bei Interesse aus.

D) Tipps, um Ihre Einstellung zu ändern

12. Die Reise schätzen: Ich habe einmal eine Kolumne zum Thema "Wandern zum Ziel" geschrieben. Im Prinzip ging es dabei darum, den Weg, die Reise schätzen zu lernen. Ich hatte oben schon erwähnt, warum es hilfreich sein kann, nicht nur auf das Ziel zu starren, sondern auch Teilerfolge zu feiern. Hier könnte man überspitzt sagen: Wir sind unser Leben lang auf Reisen und brechen permanent zu neuen Reisen auf. Doch das Leben darf ja auch gern unterwegs seinen Reiz entfalten. :-)

13. Pampern und pflegen: Ja, so möchte ich diesen Tipp einmal nennen. Denn was mir zur Geduld auch noch einfällt, sind Dinge wie "liebevoll prötscheln, bosseln und hätscheln". Sprich, mit Liebe zum Detail den Dingen beim Wachstum zuzusehen. Es ist ein bisschen wie der grüne Daumen des Gärtners, der hier von Ihnen gefragt wird. Den Blumen zu erlauben, sich nach ihren eigenen Gesetzen zu entwickeln. Sie nicht ständig zu zerren und zu ziehen, bis sie endlich groß und gediehen sind. (Das gilt natürlich nicht nur für Blumen.)

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen grünen Daumen. :-)

Copyright Heike Thormann
Auf dieser Webseite veröffentlicht am 14.2.2025
Erstveröffentlichung 2013, letzte Überarbeitung 2025

Auch hilfreich z. B.:

(Bei Klick auf das Bild geht's zum Buch.)

Workbook: So finden Sie Ihre innere Ruhe. Stress abbauen, gelassener werden und souveräner handeln.
Workbook: So überleben Sie im Homeoffice. Selbstmanagement für Einzelkämpfer.
Workbook: Selbstcoaching für Autoren. So machen Sie sich das Autorenleben leichter.
Selbstlernkurs:
Selbstlernkurs: Starke Frauen?! Kraft tanken und Stärke spüren.

Informiert bleiben?

Teilen? Herzlichen Dank!

Möchten Sie sich für meine Artikel mit einer kleinen Spende bedanken? Dann sage ich herzlichen Dank. :-) (QR-Code oder Button zu Paypal.)