Heike Thormann, Autorin, Lektorin, Publizistin
Heike Thormann
Autorin, Lektorin, Buchproduzentin

Artikel
"So finden Sie einen Verlag"

von Heike Thormann

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„Verlag sucht Autor.“ Über solche Anzeigen landen Sie oft nur bei sogenannten Druckkosten-Zuschussverlagen, die davon leben, dass Sie sie bezahlen. Die Regel wird wohl eher so lauten: Autor sucht Verlag. Hier habe ich ein paar Tipps für Sie, wie Sie einen passenden Verlag für Ihr Buch finden können.

Früher hieß es: Wer ein Buch veröffentlichen möchte, braucht dazu einen Verlag. Dann hieß es: Wer keinen Verlag für sein Werk begeistern kann, verlegt sein Buch selbst. (Das sind die Selbstverlage oder Selfpublisher.) Heute heißt es: Es gibt verschiedene Wege, seine Bücher unter die Leute zu bringen. Alle haben ihre Vor- und Nachteile. Doch für viele Autorinnen und Autoren, die sich einen Namen als Schriftsteller machen möchten, führt der Weg immer noch über den Verlag. Und wie finden Sie nun einen Verlag? Dazu habe ich hier ein paar Tipps für Sie gesammelt.

1. Ordnen Sie Ihr Buch ein

Grenzen Sie Ihr geplantes Thema ein: Was wollen Sie schreiben und worüber wollen Sie schreiben? Einen Roman oder eher ein Sachbuch? Ein Fachbuch, um sich einen Namen als Experte zu machen, oder einen Ratgeber, der sich an breitere Schichten wendet? Fantasy, Krimi oder ein „freches Frauen-Buch“?

2. Suchen Sie nach einem passenden Verlag

Man sollte es eigentlich für selbstverständlich halten, doch Lektoren stöhnen immer noch darüber, dass viele hoffnungsvolle Autoren Verlage mit Büchern überschütten, die überhaupt nicht zu den Themen des Verlags passen.

Nehmen wir an, Sie wollen also einen frechen Frauen-Ratgeber schreiben :-): Dann machen Sie besser einen Bogen um Verlage, die sich auf Belletristik (Romane) spezialisiert haben. Machen Sie einen Bogen um Wirtschaftsverlage. Und machen Sie einen Bogen um Verlage, die eher „betulich“ daherkommen und vermutlich an etwas Frechem nicht interessiert sind.

A) Recherchieren Sie nach Verlagen, die überhaupt in Frage kommen.
  • Suchen Sie nach Verlagen im Internet.
  • Schauen Sie, welcher Verlag ähnliche Bücher verlegt hat.
  • Studieren Sie Verzeichnisse wie vlb.de oder zvab.de.
  • Fragen Sie Ihren Buchhändler.
Sehen Sie sich als Nächstes die Webseite der Verlage an. Worauf hat sich der Verlag spezialisiert? Welche Themen hat er im Programm? Hat er schon ähnliche Bücher verlegt, wie Sie sie im Auge haben?

Tipp: Achten Sie darauf, kein mehr oder weniger identisches Buch anzubieten. Viele werden wohl Bedenken haben, sich durch Konkurrenzprodukte das eigene Programm kaputtzumachen. Doch wenn es ein ähnliches Buch ist, das dieses Programm gut ergänzen würde, können beide Seiten davon profitieren.

Richtet sich der Verlag an ähnliche Zielgruppen wie Sie? Und: Erkennen Sie sich bei den Autoren, die er unter Vertrag hat, wieder? Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie von Führungskräften und Unternehmensberatern „umzingelt sind", werden Sie sich dort als Autorin eines „frechen Frauen-Buchs“ vermutlich eher nicht wohlfühlen. Und Ihr Buch auch nicht.

Bitten Sie den Verlag eventuell um die sogenannte Backlist. Das ist ein Verzeichnis aller aktuellen, noch lieferbaren Bücher des Verlags. Oder fragen Sie nach der aktuellen Handelsvorschau. Hier können Sie viel über Programm, Stil und Selbstbild des Verlags erfahren.

Tipp: Die Aussage „Ihr Buchvorschlag passt leider nicht in unser Programm“ kann der Wahrheit entsprechen. Deshalb ist es wichtig, gründlich zu recherchieren. Doch es kann auch nur eine Standardabsage der Verlage sein, bei der Sie sich nichts denken müssen.

B) Greifen Sie zu Verlagen, die Ihnen sympathisch sind.

Ich habe es gerade schon angedeutet: Ohne gegenseitige Sympathie geht auch in der Buchbranche gar nichts. Meiden Sie zum Beispiel besser Wirtschaftsverlage, wenn Sie nicht ins Business möchten. Achten Sie auf Verlage, die Ihnen von Auftreten, Selbstbild und vertretenen Autoren sympathisch sind, mit denen Sie „auf einer Wellenlänge liegen“.

Achten Sie auch darauf, ob Autoren mehrere Bücher bei diesem Verlag veröffentlicht haben. Das kann auf ein gutes Arbeitsverhältnis hinweisen, sodass ein Autor nicht schon nach dem ersten Buch frustriert den Verlag wechselt. Wenn Sie mögen, könnten Sie überdies bei einzelnen Autoren nachfragen, welche Erfahrungen sie mit diesem Verlag gemacht haben. Vielleicht bekommen Sie eine Antwort.

Achten Sie darauf, wie Lektorat und Programmleitung mit Ihnen kommunizieren. Wenn Sie können, führen Sie persönliche Gespräche mit dem Lektor. Und wenn Sie die Wahl haben, nehmen Sie einen Verlag, der in Ihrer Nähe liegt, sodass Sie persönlichen Kontakt haben können.

Auch die Auftritte der Verlage auf den großen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig können einen ersten Eindruck geben.

3. Sprechen Sie die Verlage gekonnt an

Filtern Sie als Nächstes etwa 20 bis 30 Verlage heraus, die in Frage kommen. Suchen Sie nach passenden Ansprechpartnern. Fragen Sie per E-Mail oder Telefon an, ob überhaupt Interesse an Ihrem Thema besteht.

Wenn Sie können, nutzen Sie gleich die Gelegenheit für ein bisschen Eigenwerbung. Doch wenn Sie sich am Telefon nicht gut verkaufen können, lassen Sie besser die Finger davon und machen alles schriftlich.

Schauen beziehungsweise fragen Sie nach, ob der Verlag ein fertiges Manuskript haben möchte oder ob Exposé und Probekapitel reichen.

Stellen Sie dann alles mit kurzem, möglichst „werbewirksamem“ Anschreiben (gern inklusive Werkverzeichnis), Inhaltsverzeichnis/Exposé, Probekapitel oder fertigem Kapitel zusammen – und ab geht die Post beziehungsweise E-Mail.

Tipp: Schreiben Sie nicht alle Verlage auf einmal an beziehungsweise schreiben Sie nicht sofort Ihre Lieblingsverlage an. Sie werden oft Fehler machen und können daraus lernen, ohne gleich bei Ihren Favoriten „durchgefallen“ zu sein. Andere Ratgeberautoren empfehlen, Verlage unterschiedlicher Priorität zu mischen.

Tipp: Meiden Sie Stresszeiten der Verlage wie den April und den Oktober mit ihren Programmbesprechungen und Vertreterkonferenzen für das nächste halbe Jahr beziehungsweise die Zeiten der großen Buchmessen. (Achtung: Dieser Tipp muss nicht für jeden Verlag gelten.)

Tipp: Suchen Sie sich gegebenenfalls auch möglichst früh einen Verlag. So können Sie Ihre Buchidee gemeinsam besprechen und auf Wünsche des Verlags eingehen. (Auch das wird nicht bei jedem Verlag machbar sein.)

4. Die Alternative: Literaturagenturen und -agenten

Literaturagenturen kennt man aus den USA schon länger, hier sind sie noch im Kommen. Doch je mehr die Buchbranche sich „professionalisiert“, desto verbreiteter werden sie.

Kleine Verlage werden oft noch vom Gründer persönlich und mit Herzblut betrieben. Große Verlage ähneln zunehmend anonymen Konzernen, in denen sich niemand mehr durch die Masse ungeeigneter Manuskripte wühlen kann und möchte.

Literaturagenturen und -agenten bilden ein Zwischenglied und filtern die besten und aussichtsreichsten Buchprojekte aus, für die sie dann einen Verlag suchen.

Eine seriöse Literaturagentur …
  • … nimmt nicht jedes Buch an. Sie werden sich bei ihr genauso wie bei einem Verlag bewerben müssen.
  • … deckt nicht alle Themen und Zielgruppen ab, sondern konzentriert sich auf mehrere Bereiche, in denen sie Knowhow und Kontakte aufbaut.
  • … nimmt im Voraus kein Geld von Ihnen, sondern ist entweder zu etwa 10/15 bis 20/25 Prozent an Ihrem Autorenhonorar beteiligt oder lässt sich allenfalls von Ihnen bezahlen, wenn Sie einen Vertrag mit einem gefundenen Verlag abschließen.
  • … schließt dazu oft einen Wahrnehmungsvertrag mit Ihnen ab, der aber zeitlich befristet ist und nicht pauschal alle zukünftigen Werke umfasst.
  • … kümmert sich gegebenenfalls auch um die Vertretung Ihrer Rechte/Lizenzen in In- und Ausland.
  • … versucht nicht, Sie vom Verlag abzuriegeln, sondern fördert im Gegenteil die Kommunikation aller drei Parteien.
  • … ist bereit, mit Ihnen an Ihren Büchern zu arbeiten und Sie durch konstruktive Kritik zu verbessern, sodass sich Ihr Werk für alle besser verkaufen lässt.
Tipp: Sprechen Sie solche Agenturen möglichst frühzeitig an. Erstens können Sie wieder wertvolles Feedback für Ihre Bücher bekommen. Und zweitens nimmt kaum jemand gern das, was alle anderen (hier: die Verlage) womöglich schon abgewunken haben.

5. Finden Sie Ihren eigenen Weg

Welcher Weg ist der beste für Sie? Kleiner Verlag, großer Verlag, Literaturagentur oder doch der oben erwähnte Selbstverlag beziehungsweise das Selfpublishing? Nun, das hängt ein wenig von Ihren Zielen und wohl auch von Ihrem „Marktwert“ ab. Oder wie der Schriftsteller Andreas Eschbach schreibt: Es scheint für Nachwuchsautoren mittlerweile zwei Wege zu geben.

1. Sie suchen sich auf die oben beschriebene Weise selbst einen kleinen Verlag.

2. Sie suchen sich eine Agentur, die Sie bei einem größeren Verlag unterbringen soll.

Größere Verlage lassen sich die Auswahl neuer Autoren immer mehr von Agenturen abnehmen. Hier müssen Sie also die Agentur von sich und Ihrem Buch überzeugen, nicht den Verlag. Und wenn Sie bei den populären Verlagen landen wollen, brauchen Sie natürlich auch eine entsprechende Agentur, die dazu voraussichtlich in der Lage sein wird.

Außerdem sollten Sie sehr realistisch prüfen, ob Sie A) gut genug schreiben und B) dank Bekanntheitsgrad, eigenen Marketingmöglichkeiten und anderen Faktoren für die größeren Verlage interessant genug sind. Das ist so ähnlich wie auf dem Arbeitsmarkt: Solange Großkonzerne von Bewerbern umlagert werden, können sie sich die Rosinen aus dem Angebot picken. Und das bedeutet nun mal: Buchprojekte, die einen guten Verkauf versprechen. Kleine Verlage (oder um im Beispiel zu bleiben: der Mittelständler vor Ort) freuen sich schon eher, wenn ihnen überhaupt etwas Gutes angeboten wird.

Allerdings haben auch kleine Verlage ihre Vorteile. Die Betreuung ist oft intensiver. Die Konditionen sind teilweise besser. Die „Kleinen“ kennen ihre Nischen genauer und können Ihr Buch deshalb dort besser verbreiten. Und Sie gehen nicht in der Masse der Autorinnen und Autoren unter und müssen sich nicht den zur Verfügung stehenden Werbeetat des Verlags mit vielen anderen teilen.

Wenn alle Stricke reißen, können Sie auch noch einen Selbstverlag gründen beziehungsweise ins Selfpublishing gehen. Günstige Offset-Druckereien oder Book-on-Demand-Dienste machen die Produktion von Büchern mittlerweile erschwinglich. Sie müssen nur noch der Verkauf übernehmen.

6. Lernen Sie, mit Absagen umzugehen

Sehen Sie die Suche nach einem Verlag wie die Suche nach einem neuen Job: Ergreifen Sie die Initiative. Recherchieren Sie sauber. Bewerben Sie sich gut. Und – lassen Sie den Kopf nicht hängen, wenn die ersten Absagen eintrudeln oder gar nichts eintrudelt.

Niemand hat auf Sie gewartet und deshalb werden viele Sie nicht unterbringen können. Zudem hakt es oft an Programm, Passung, Überangebot, einer Fehleinschätzung des Lektors oder der Lektorin, der oder die Ihre Perle übersieht, oder schlicht schlechtem Timing. Nehmen Sie es nicht persönlich. Lernen Sie, mit Absagen umzugehen.

Eines sollten Sie allerdings sehr ehrlich und selbstkritisch tun …

7. Lernen Sie zu schreiben

Viele Manuskripte werden vor allem deshalb abgelehnt, weil sie einfach (noch nicht) gut genug sind. Niemand wird Autor, weil er einen Stift in die Hand nimmt und ein Buch schreibt. Schreiben ist ein Handwerk. Und Sie sind der Künstler, der dieses Handwerk so gut wie möglich beherrschen sollte. :-)

(Nebenbei: Auch eine gewisse Lebensreife und -erfahrung ist durchaus förderlich. Das ist ebenfalls ein Grund, warum viele Autoren und Autorinnen erst um die Lebensmitte herum populär werden, sich an schwierigere Themen heranwagen oder ganz zur Schriftstellerei wechseln. Glauben Sie also nie, dass Sie „zu alt“ sind, um noch schreiben zu lernen, wie es manche meiner Kursteilnehmer*innen immer wieder befürchtet haben.)

Lassen Sie sich Zeit, um zu wachsen und zu reifen. Lernen Sie, üben Sie, holen Sie kostbares Feedback ein. Liefern Sie richtig gute Manuskripte ab. Dann werden Sie auch einen Verlag finden – wenn dieser nicht schon vorher auf Sie zukommt. :-)

Literaturtipps:
(*) Partner-Link zu Amazon, kleine Umsatzbeteiligung für mich

Copyright Heike Thormann
Auf dieser Webseite veröffentlicht am 28.2.2025
Erstveröffentlichung 2012, letzte Überarbeitung 2025

Auszug z. B. aus diesen Büchern:

(Bei Klick auf das Bild geht's zum Buch.)

Workbook: Der Traum vom Buch. Bücher schreiben, gestalten und veröffentlichen.
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